Eglmoosgasse 9
Jean Améry wurde am 31.10.1912 als Hans Mayer, Sohn eines Wiener Kaufmanns, geboren. Sein Vater fiel als Tiroler Kaiserjäger im Ersten Weltkrieg und so zog seine Mutter mit ihm nach dem Krieg ins Salzkammergut. Seine Mutter und ihre Schwester pachteten hier den "Gasthof zur Stadt Prag", das Haus wird heute noch als Hotel garni geführt. Er setzte dem Haus mit der Geschichte Gasthof zur Stadt Graz ein literarisches Denkmal. Améry flüchtete zum Jahreswechsel 1938/39 aus Wien nach Belgien, wo er 1943 von der Gestapo verhaftet wurde. Als Überlebender zweier Konzentrationslager beschreibt er die Hölle von Auschwitz in seinem berühmtesten Werk Jenseits von Schuld und Sühne (1966).
Er ist seit den sechziger Jahren als Essayist und Kulturkritiker bekannt. Zu seinen weiteren Werken gehören: Über das Altern. Revolte und Resignation (1968), Der ehrbare Antisemitismus (1969), Lefeu oder der Abbruch (1974).
Bezug zu Ischl
Nach der Einschulung in Wien kam Améry im Mai 1921 an die Volksschule Ischl - wo er zusammen mit 86 (!) weiteren Schülern in einer Klasse unterrichtet wurde. In "Ischl ein Symbol" schildert Améry seine Kindererlebnisse später pointiert und treffend: "Die Monarchie zerbrach 1918. Die Juden blieben in Ischl. [...] Abends ging man gelegentlich ins Kurtheater. Die Sommerbühne war geleitet von einem großen Strindberg-Schauspieler namens Joseph Jarno und seiner Frau Hansi Niese, einer populären Operettenkünstlerin. [...] Noch in den späten Zwanziger Jahren wurde aus diesem Kunstinstitut, das eines Schnitzler-Romans würdig gewesen wäre, ein Kino. [...] Buster Keaton triumphierte über Strindberg. Die älteren Kurgäste waren ehrlich gekränkt. Es ist alles nicht mehr, wie es war, sagen sie tiefsinnig. [...]"
Die Gedenktafel wurde am 29. Mai 2015 feierlich enthüllt.